100% Österreich

Ausgabe Mai 2023

CHRONIK

(Un)sichtbare Risiken in den eigenen 4 Wänden

Dr. Armin Kaltenegger (l., KFV) und Dr. Günther Schwabegger (BVS): Rauchwarnmelder gehören in jeden Haushalt
Foto: BVS

(Un)sichtbare Risiken in den eigenen 4 Wänden

„2022 haben sich in Österreich 201.100 Menschen in ihren eigenen vier Wänden so schwer verletzt, dass sie in einem Krankenhaus mit einer Nachbehandlung versorgt werden mussten.[1]“, erklärt Dr. Armin Kaltenegger, Leiter des Bereichs Eigentumsschutz im Kuratorium für Verkehrssicherheit: „Gerade zuhause fühlen wir uns zwar besonders wohl, in unserer gewohnten Umgebung werden wir aber unvorsichtig und nehmen Gefahrenquellen nicht mehr als solche wahr, wie Stolperfallen oder Verhalten, das einen Einbruch begünstigen kann. Mit den richtigen Sicherheitsvorkehrungen jedoch können wir viele Verletzungen, Einbrüche oder einen Brand vorbeugen.“

Schutz vor Einbrüchen in der Urlaubszeit
Die Reisezeit naht und damit suchen sich Einbrecher auch wieder verlassen aussehende Häuser und Wohnungen. Mehr als 16 Einbrüche pro Tag passieren durchschnittlich in Österreich. „Den einen perfekten Schutz gegen Einbrecher gibt es leider nicht“, erklärt Kaltenegger. Aber um Einbrecher abzuschrecken, kann ein Maßnahmenbündel hilfreich sein: Insbesondere während der Reisezeit können aufmerksame Nachbar*innen Einbrüche verhindern, indem sie das Objekt bewohnt aussehen lassen.

„Es helfen hier bereits einfache Maßnahmen wie die Entleerung des Postkastens und die Position der Jalousien oder Vorhänge zu verändern“, rät Kaltenegger. Weitere Tipps sind die Verwendung von Zeitschaltuhren in den Abendstunden und das Installieren einer Außenbeleuchtung. Oftmals lohnt sich auch die Investition in eine neue Sicherheitstüre oder Alarmanlage.

Zu einfacher Eintritt für Einbrecher
Eine aktuelle Studie des KFV zu Einbrüchen mit Schließsystemen (KFV 2023, n=500) zeigt, dass in Österreich rund 64% der Befragten für ihr Schloss an der Eingangstüre in Haus oder Wohnung bereits ein Sicherheitsschloss verwenden. Ein Unterschied lässt sich zwischen den Bewohner*innen von Ein- und Mehrparteienhäusern messen: Nur etwa jede zweite der Eingangstüren bei Mehrparteienhäuser ist mit einem Sicherheitsschloss ausgestattet (56%), während in Häusern immerhin fast zwei Drittel ein Sicherheitsschloss installieren haben lassen (72%).

Bei zweiten Eingängen, z.B. aus dem Keller oder der Garage, ist diese Zahl bereits geringer: Nur rund 35% der Befragten gaben an, auch bei ihrer zweiten Eingangstüre ein Sicherheitsschloss installiert zu haben. Mittlerweile etwas mehr als 4% der Befragten machen ihr Zuhause mit einem elektronischen Türschloss zum Smarthome. Ein normales Türschloss, vergleichbar mit jenen bei den Innentüren, verwendet aber immerhin noch mehr als ein Fünftel für ihre Eingangstüren (22%). „Diese Art von Türschloss ist wesentlich einfacher aufzubrechen als jene von Sicherheitstüren“, warnt Kaltenegger.

Besorgniserregend ist auch, dass etwas mehr als 9% ihren Ersatzschlüssel in der Umgebung der Eingangstüre, etwa im Garten oder im Flur vor der Wohnung, verstecken. „Das öffnet – buchstäblich – Tür und Tor für findige Einbrecher und stellt ein Sicherheitsrisiko dar. Rund jede*r Zehnte macht es Einbrechern damit zu einfach.“, warnt Kaltenegger. Vorsicht ist auch bei der Verwendung von Schlüsseltresoren geboten, die 4% der Befragten nutzen: Hier ist unbedingt auf die Hochwertigkeit des Schlüsseltresors zu achten.
Die Maßnahmen, um Einbrecher abzuschrecken und deren „Arbeit“ zu erschweren, zeigen hingegen deutlich Wirkung: Die Zahl der Anzeigen wegen Wohnraumeinbrüchen sinkt seit mehreren Jahren konstant. „Wir sehen in den Zahlen, wie wichtig und effektiv die Investition in Einbruchsschutz und die gegenseitige Hilfe unter Nachbar*innen ist“, betont Kaltenegger.

Nur keine Hektik: Häufige Unfälle in den eigenen vier Wänden vermeidbar
Vor allem in der Hektik oder bei Multi-Tasking-Versuchen passiert schnell etwas. Nicht zu unterschätzen sind zudem Ablenkungsunfälle bei automatisierten Abläufen: Viele Unfälle, die beim Kochen oder bei Reinigungsarbeiten passieren, sind auf Eile, Unachtsamkeit oder Ablenkung durch äußere Reize zurückzuführen.

Am häufigsten passieren Stürze (71%), Zusammenstöße (12%) und Schnitt- und Schlitzverletzungen (7%). Die meisten Unfälle kommen im Wohnzimmer (29%) vor. Auch in der Küche (17%), in Schlafzimmern (15%) oder auf Treppen (15%) passieren viele Unfälle. Am wenigsten verunfallen Menschen im Badezimmer (9%) oder auf der Toilette (2%). Hier gilt aber vor allem Rutschgefahr: Besonders häufig sind in den Nassräumen Stürze.

Auch Hitze führt immer wieder zu Verletzungen: Besonders Kleinkinder sind von Verbrühungen und Verbrennungen in den eigenen vier Wänden durch etwa elektrische Koch- und Küchengeräte, heiße Flüssigkeit oder Geschirr betroffen.[2]

9 von 10 Brandtoten sterben zuhause
Das ist die traurige Bilanz der Brandverhütungsstelle (BVS) zu Feuergefahrenquellen im Haushalt: “Die höchste Wahrscheinlichkeit, mit einem Brand konfrontiert zu werden, besteht demnach zuhause – also dort, wo man sich am sichersten fühlt”, erklärt Dr. Günther Schwabegger, Pressesprecher der BVS.

Die restlichen 10 Prozent passieren in Betriebsgebäuden oder Sonderbauten wie z.B. Heimen. Mehr als die Hälfte aller Brände entsteht in privaten Haushalten, etwa ein Drittel der Brandschäden entfällt auf den zivilen Bereich. 8.297 Brände mit einem Mindestschaden von 2.000 Euro erfasste die Brandschadenstatistik der österreichischen Brandverhütungsstellen im Brandjahr 2021, 4.328 Brandgeschehen (52%) entfielen auf private Haushalte mit verursachten Sachschäden in Höhe von rund 147 Mio. Euro (Gesamtschadenssumme: 403 Mio. Euro).

Verhinderbar: Jeder Brandtote ist einer zu viel
Im internationalen Vergleich hat Österreich zwar verhältnismäßig eine geringe Anzahl von Brandtoten (51 Brandtote jährlich 2021/2022, weniger als 6 Brandtote pro Jahr und 1 Mio. Einwohner). In Finnland etwa sind es 15 Brandtote pro 1 Mio. Einwohner, in Schweden 13, in Ungarn 12 und in den USA 10 Todesopfer pro 1 Mio. Einwohner. „Dennoch ist jedes Menschenleben, das infolge eines Gebäudebrandes verloren geht, um eines zu viel!“, betont Schwabegger.

Rauchwarnmelder gehören in jeden Haushalt!
Das werde umso deutlicher, wenn man die Zahl der Brandtoten mit jener der „verhinderbaren Brandtoten“ vergleicht, die sich aus den einzelnen Fallbeurteilungen der Brandverhütungsstellen ergibt: „Daraus geht klar hervor, dass mehr als ein Drittel aller Menschen, die im Zuge eines Gebäudebrandes ihr Leben verlieren, mithilfe einfacher Maßnahmen – etwa durch die rechtzeitige Anbringung von funktionierenden Rauchwarnmeldern – gerettet werden könnten.“, erläutert Schwabegger. Daher rät Schwabegger dringend, Rauchwarnmelder in jedem Haushalt zu installieren: Lediglich 44 % der Österreicher verwenden Rauchwarnmelder in ihrem Zuhause (KFV 2022).

„Rauchwarnmelder sind ein Frühwarnsystem und können Leben retten.“, so Kaltenegger. Egal durch welche Zündquelle nämlich ein Brand hervorgerufen wird – jedes Feuer fängt im Kleinen an, wie Schwabegger erläutert: „Wenn man den Brand also rechtzeitig entdeckt, kann er mit einem Feuerlöscher gezielt gelöscht werden.” Jeder Haushalt sollte daher auch mit einem tragbaren 6-kg-Feuerlöscher ausgestattet sein, der an zentraler Stelle leicht zugänglich montiert und regelmäßig durch Fachunternehmen überprüft wird, ruft Schwabegger auf.

Im Ernstfall kann es zu spät sein
Eine Erhebung des KFV (2022) zeigt: Nur in jedem siebenten Haushalt befindet sich ein Feuerlöscher direkt in der Wohnung. Lediglich ca. 8% der vorhandenen Feuerlöscher befindet sich in der Küche. Knapp Dreiviertel der Österreicher fühlen sich imstande, einen Feuerlöscher korrekt zu bedienen, wobei Männer (85%) sich deutlich kompetenter fühlen als Frauen (61%). Insgesamt 44% der Österreicher haben übrigens bereits einen Feuerlöscher verwendet (Männer: 62%; Frauen: 25%) – 11% schon einmal im Notfall.

Weitere 36% haben mit einem Feuerlöscher geübt. Fast 35% geben an sich zumindest über die richtige Handhabung informiert zu haben. 22% haben weder Erfahrung mit Feuerlöschern noch haben sie sich über die richtige Anwendung von Feuerlöschern informiert. Hier gibt es für ein zeitgerechtes Handeln im Brandfall noch Aufholbedarf. Zudem ist es wichtig, Fluchtwege freizumachen: „Gegenstände, die im Hausflur abgestellt sind, leicht umstürzen, einengen oder brennbar sind, können im Ernstfall eine Stolperfalle darstellen, eine stärkere Brandentwicklung forcieren und somit einer ungehinderten Flucht sprichwörtlich im Wege stehen“, warnt Kaltenegger.

„Das Abstellen von beispielsweise Kinderwägen, Fahrrädern oder selbst ein Paar Schuhe im Hausflur kann im Ernstfall brandgefährlich sein und sollte unterlassen werden.“

Jedes Feuer fängt im Kleinen an
„Auch bei vorsichtigem Umgang mit Zündquellen: Es bleibt immer ein Restrisiko bestehen“, betont Schwabegger. Im Brandfall gilt der Verhaltensgrundsatz „Alarmieren – Retten – Löschen“: Unverzüglich sollte die Notrufnummer der Feuerwehr (122) gewählt werden. Anschließend sollte man sich selbst und andere Personen, soweit möglich, aus der Gefahrenzone retten.

Die Brandbekämpfung folgt nach dem Alarmieren der Feuerwehr und nach Rettung gefährdeter Personen und sollte nur erfolgen, soweit es die Situation erlaubt.

Wissenswertes über Rauchwarnmelder

Brandrauch mit seinen giftigen Rauchgasen ist lange vor den Flammen lebensbedrohlich! Der Brandrauch nimmt die Sicht und macht Fluchtwege unpassierbar. Der laute Alarm des Rauchwarnmelders warnt bereits bei geringer Rauchkonzentration und verhilft so zum entscheidenden zeitlichen Vorsprung für die Flucht aus gefährdeten Bereichen und/oder für Löschversuche.

Rauchwarnmelder funktionieren sobald genügend Rauchpartikel in das Innere des Melders geraten, wird ein Signalton ausgelöst. Mit rund 85 Dezibel weckt er jeden Schlafenden und warnt vor der drohenden Gefahr. Zigarettenrauch und brennende Kerzen lösen bei üblichem Gebrauch keinen Alarm aus.

Rauchwarnmelder benötigen keine Verkabelung. Sie sollten immer in Deckennähe angebracht werden (Montageanleitung des Herstellers beachten). Im Badezimmer und unmittelbar über einer Kochstelle sollten Sie nicht montiert werden – die Dampfentwicklung könnte Täuschungsalarme auslösen.

Der Rauchwarnmelder muss ein CE‐Zeichen (geprüft nach EN 14604) und idealerweise auch das neue Qualitätszeichen „Q“ für erhöhte Anforderungen aufweisen.

Der Prüfknopf sollte regelmäßig (etwa 1x pro Quartal) gedrückt werden.

Die Batterien sollten bei herkömmlichen Rauchwarnmeldern alle ein bis zwei Jahre gewechselt werden. Hochwertige moderne Rauchmelder haben eine Batterielebensdauer von bis zu 10 Jahren. Akustische Signale melden eine Batterieschwäche.
Aufgrund der Neuerung der Bauvorschriften sind mittlerweile in allen Bundesländern Neubauten (Aufenthaltsräume) verpflichtend mit Rauchwarnmeldern auszustatten.

Wissenswertes über Feuerlöscher

Für private Haushalte sind Pulverlöscher und Schaumlöscher Wegen ihrer universellen Einsetzbarkeit für alle im Haushalt relevanten Brandklassen (A, B, C) sind Pulverlöscher am einfachsten zu handhaben und erzielen auch bei Anwendung durch Ungeübte ausgezeichnete Löschwirkungen. Das Löschpulver ist für den Menschen unbedenklich.

Für den Haushalt ist ein 6‐kg‐Löscher am besten geeignet. Seine Funktionsdauer beträgt mindestens 9 Sekunden.

Ein Feuerlöscher für den privaten Haushalt weist zumindest zwei Kennzeichnungen auf: das CE‐Zeichen und EN 3.

Der Feuerlöscher sollte an einer zentralen und gut zugänglichen Stelle der Wohnung oder des Hauses angebracht werden, z.B. in Diele bzw. Vorzimmer, Vorhaus oder Windfang. Montiert in einer Griffhöhe von 80 bis 120 cm, ist der Feuerlöscher im Brandfall leicht erreichbar.

Alle zwei Jahre durch Fachfirmen bzw. Fachhändler gewartet, ist der Feuerlöscher im Ernstfall zuverlässig einsatzbereit.
Die richtige Handhabung ist auf jedem Feuerlöscher beschrieben und sollte vor dem Notfall durchgelesen werden. Praktische Löschübungen schaffen Sicherheit im Umgang mit einem Feuerlöscher.

[1] Quelle: KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit), IDB Austria 2022. Verletzte mit Hauptwohnsitz in Österreich, deren Verletzung in der Unfallambulanz nachversorgt wurde. Hochrechnung.

[2] Quelle: KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit), IDB Austria 2018. Verletzte mit Hauptwohnsitz in Österreich, deren Verletzung in der Unfallambulanz nachversorgt wurde. Hochrechnung.

.

zurück Amazon Angebote