Ausgabe Juni 2025

30.05.2025

Musik aus Österreich hebt ab

Heimische Interpreten belegen die ersten drei Plätze der „Ö3 Austria Top40”, angeführt von JJs „Wasted Love”

Foto: Quejaytee - Eigenes Werk, CC BY 4.0

Musik aus Österreich hebt ab

Heimische Interpreten belegen die ersten drei Plätze der „Ö3 Austria Top40”. Angeführt von JJs „Wasted Love” folgen Raf Camora & Reezy mit „Connected” und Abor & Tynna mit „Baller”. Auch in den „Europe Official Top 100” belegen sie Spitzenplätze. Im Tagesprogramm des ORF-Hitradios spielt Musik aus Österreich jedoch nur eine kleine Nebenrolle.

Vor dem Eurovision Song Contest – im April 2025 – lag der Anteil heimischer Musik am Ö3-Tagesprogramm bei 13,3 Prozent: 1,8 Titel pro Stunde! Das dürfte sich jetzt ändern. „Es ist zu hoffen, dass damit der Bann des Formatradios gebrochen ist”, kommentiert Peter Paul Skrepek, Musiker und Interessenvertreter, die internationale Anerkennung der österreichischen Musikszene.

Dabei kommt dieser Erfolg für viele Fachleute nicht überraschend. „In den letzten drei Jahrzehnten haben sich die Musikschaffenden in Österreich enorm weiterentwickelt. Genreübergreifende Ausbildung, die klassische und moderne Vorzüge vereint und auch praxisbezogenes Grundwissen vermittelt, hat eine Generation von Musikerinnen und Musikern hervorgebracht, die im internationalen Konzert nicht nur mithalten, sondern auch die sprichwörtliche erste Geige spielen können”, analysiert Skrepek.

Chronik einer Diskriminierung
Dabei sah es 1995 nach der Ankündigung eines deutschen Musikmarktmanagers, die österreichische Produktion auf null herunterzufahren, und der gleichzeitigen Einführung des Formatradios eher düster aus. Heimische Musik wurde quasi über Nacht ausgeblendet. Nur mehr jeder zwanzigste gesendete Titel war Musik aus Österreich. Die Proteste der Szene wurden entweder einfach ignoriert oder als Jammerei von Talentlosen weggewischt.

Es bedurfte einer Bürgerinitiative („Österreichische Note”, 1997), unzähliger Gespräche und konzertierter Öffentlichkeitsarbeit, um das Thema ins Parlament zu bringen, wo die Misere endlich, im Juni 2008, im Rahmen einer Musik-Enquete diskutiert werden konnte.

Frohe Weihnachten
Die Folge: Seit Weihnachten 2009 gibt es eine Selbstverpflichtung des ORF hinsichtlich der Sendung von Musik aus Österreich in seinen Radioprogrammen; 2018 wurde diese „Musikcharta” von ORF-GI Alexander Wrabetz, Medienminister Gernot Blümel und Georg Tomandl (WKO, SOS-Musikland) nochmals erneuert und präzisiert. Erstmals wurde eine spezifische Quote für wirtschaftliche Kernzeiten festgeschrieben. Der Anteil österreichischer Musik am quotenstärksten Sender Ö3 sollte auch während der Kernzeit zwischen 5 Uhr und 22 Uhr auf mindestens 15 Prozent gesteigert werden, und zwar innerhalb von drei Jahren, also bis 2021.

Das gelang auch, nicht zuletzt wegen „Corona”. Den durch Auftrittsverbote entstandenen, dramatischen Einkommensverlust der Musikschaffenden sollte ein höherer Anteil am Radioprogramm lindern. Ende 2021 erreichte Ö3 in der Kernzeit 15,68 Prozent.

Erneuter, schleichender Niedergang eingeläutet
Doch seitdem sinkt der Anteil von Musik aus Österreich wieder kontinuierlich, pro Jahr um rund 0,5 Prozentpunkte. Im April 2025 waren es nur mehr 13,32 Prozent, das sind 1,8 Titel pro Stunde! (Quelle: ORF, Ö3-Sendezeitstatistik)

„In wirtschaftlichen Krisenzeiten ist es besonders wichtig, den Beitrag von Kunst und Kultur zur Wertschöpfung zu nutzen und zu stärken”, sagt Skrepek. „Ziel bleibt das europäische Niveau, also mehr als 40 Prozent heimische Musik im österreichischen Rundfunk!”

Text/Quelle: Musikergilde

zurück